Informationen zum Lehramtsstudiengang Informatik
Informatik in der Schule
Bereits seit den späten 70er Jahren gibt es das Schulfach Informatik. In vielen Bundesländern wird Informatikunterricht nicht nur in Grund- und Leistungskursen der gymnasialen Oberstufe, sondern auch im Wahlpflicht- oder Pflichtbereich der Sekundarstufe I angeboten. Eine Reihe von Bundesländern hat erklärt, den Stellenwert der Informatik in der Schule weiter zu erhöhen.Auf der anderen Seite ist die Lehrerausbildung in Informatik erst im Entstehen. Derzeit gibt es nur wenige ausgebildete Informatiklehrer, vielmehr haben sich die meisten Informatiklehrkräfte innerhalb von Fördermaßnahmen der Kultusministerien oder in Kompaktstudiengängen fortgebildet, um dieses anspruchsvolle Fach unterrichten zu können.
Nur an einigen wenigen Universitäten sind Lehramtsstudiengänge für das Fach Informatik eingerichtet und so ausgebaut worden, daß die Ausbildung Maßstäben entspricht, wie sie in anderen etablierten Fächern üblich sind. Die Universität Potsdam, die die Lehrerbildung zu einem Profilbereich erklärt hat, gehört zu diesen wenigen Hochschulen.
Lehrerausbildung Informatik
Angehende Informatiklehrer erwerben die fachliche und didaktische Kompetenz, um in den Schulen ein angemessenes Bild der Informatik zu vermitteln. Dazu gehören u.a.- Analyse, Beschreibungen und Modellierung komplexer Systeme mit Informatikmethoden,
- Problemlösungsmethoden und ihre Bewertung,
- Verantwortungsbewußter Umgang mit Informatiksystemen,
- Kommunikative und kooperative Arbeitsformen.
Projekte - ein Highlight der Lehrerausbildung Informatik in Potsdam
In der Informatik haben Projekte schon immer einen festen Platz eingenommen und sich im Laufe der Zeit zur Seele des Informatikunterrichts entwickelt. Denn sie sind sowohl berufspraktisch als auch wissenschaftlich verankert: Informatiker arbeiten in der Industrie überwiegend projektorientiert, und sie haben Projektarbeit im wissenschaftlichen Bereich zu einem Forschungsgegenstand gemacht und analysieren, erarbeiten, erproben konzeptionelle Vorschläge, wie Produktentwicklung im informatischen Bereich möglichst effizient realisiert werden kann:- Wie zerlegt man große Probleme in kleinere, ohne den Überblick zu verlieren?
- Wie strukturiert man Teams und gestaltet das Berichtswesen zwischen den Teammitgliedern?
- Wie dokumentiert man die Produkte?
- Wie sichert man die Korrektheit von Software?
- Wann und wie hat Qualitätskontrolle zu erfolgen?
- Wie kann man alle diese Prozesse maschinell unterstützen?
Um Sie auf die schulische Projektarbeit vorzubereiten, bilden Projekte einen Schwerpunkt des Lehramtsstudiums Informatik in Potsdam.
Innerhalb eines Projekts können Sie mit 6-12 Kommilitonen ein bis zwei Semester lang an einer größeren Aufgabe arbeiten und ein Produkt (z.B. Unterrichtsmaterialien, Software, empirische Auswertungen) aus dem Umfeld Informatik und Schule erstellen. Den Auftakt dieser Lehrveranstaltung bildet eine Seminarphase, in der Sie sich anhand von Büchern und Zeitschriften in das Umfeld der Aufgabe einarbeiten und ihre erworbenen Kenntnisse in einem Vortrag ihren Gruppenmitgliedern vermitteln. In der zweiten Phase entwerfen und erstellen Sie gemeinsam das geplante Produkt, teilen die Arbeit eigenverantwortlich unter sich auf, entscheiden sich für eine Teamstruktur, legen Zeitpläne fest, definieren Schnittstellen zwischen den Teilprodukten, koordinieren das Zusammenspiel des Teams und vieles mehr.
Sie erwerben dabei informatikbezogene Kenntnisse, wie
- Methoden der Projektorganisation,
- Modularisierungsmethoden,
- Dokumentationstechniken,
- Präsentationstechniken,
- Sitzungsleitung und Gesprächsführung,
- Projekte, vor allem fächerübergreifende, mit Ihren Schülern zu definieren,
- Projektideen auf ihre Realisierbarkeit innerhalb der Zeitvorgaben und technischen Ressourcen abzuschätzen,
- sich von der traditionellen Haltung der Lehrkraft als der dominierenden Person zu lösen und sich mehr auf eine Moderatorrolle zurückzuziehen,
- zum Teil selbst Teammitglied zu sein und sich einzuordnen,
- Projektbeiträge von Schülern anhand einer Vielzahl von Kriterien zu bewerten.
Studieren in Potsdam
Warum sollten Sie gerade Informatik in Potsdam studieren? Nach Umfragen schätzen die Studierenden vor allem- überschaubare Veranstaltungen ohne anonymen Massenbetrieb und den persönlichen Kontakt zu den Professoren und Mitarbeitern,
- die enge Kooperation mit Instituten und Einrichtungen innerhalb der Universität und im Umland,
- die Internationalität des Instituts mit zahlreichen Auslandskontakten,
- die Vielfalt der angebotenen Studiengänge und Kombinationsmöglichkeiten,
- die guten Arbeits- und Praktikumsmöglichkeiten im Berliner Raum,
- die Stadt Potsdam mit einem angenehmen landschaftlichen Ambiente und zahlreichen Freizeitmöglichkeiten.
Informationen zum Lehramtsstudiengang Informatik
Die Universität Potsdam ist bundesweit einer der wenigen Standorte, an denen Informatik für- das Lehramt an Gymnasien (LG) und
- das Lehramt für die Sekundarstufe I und Primarstufe an allgemeinbildenden Schulen (LSIP)
Aufbau des Studiums
Ein Lehramtsstudium umfaßt grundsätzlich das Studium zweier Fächer, ein sog. 1. Fach und ein sog. 2. Fach. Der Unterschied besteht im wesentlichen im Umfang des Studiums. Das Fach Informatik kann sowohl als 1. Fach als auch als 2. Fach studiert werden. Zum Studium der beiden Fächer kommen Studien in Querschnitts- und Grundlagengebieten hinzu, z.B. aus Erziehungswissenschaften und Psychologie.Das Studium gliedert sich in das Bachelor-Studium im Umfang von 6 Semestern und das darauf aufbauende Master-Studium im Umfang von 3-4 Semestern (je nach Lehramt). Das Bachelor-Studium ist ein erster berufsqualifizierender Abschluß für Tätigkeiten außerhalb des Lehramts, der Master-Abschluß wird als Erste Staatsprüfung anerkannt und stellt die Voraussetzung für die Aufnahme des Vorbereitungsdienstes/Referendariats für den Schuldienst dar.
Die Bezeichnung des Bachelor- und des Masterabschlusses richtet sich nach dem 1. Fach. Ist Informatik das 1. Fach, so erwerben Sie den Bachelor of Education (B.Ed.) bzw. Master of Education (M. Ed.).
Den Umfang des Lehramtsstudiums Informatik zeigen die folgenden Tabellen.
Die Angaben beziehen sich auf Leistungspunkte (LP); dabei entspricht ein
Leistungspunkt einem studentischen Arbeitsaufwand von ca. 30h; oder anders:
1,5 Leistungspunkte werden in der Regel erworben durch erfolgreiches Absolvieren
einer Lehrveranstaltung von 1h/Woche über ein Semester (sog. Semesterwochenstunde=SWS):
LSIP | Bachelor | Master | Summe |
Fach 1 | 69 LP + 6 LP für die Bachelor-Arbeit | 14 LP + 15 LP für die Master-Arbeit | 104 LP (= ca. 70 SWS) |
Fach 2 | 70 LP | 6 LP | 76 LP (=ca. 51 SWS) |
LG | Bachelor | Master | Summe |
Fach 1 | 89 LP + 6 LP für die Bachelor-Arbeit | 25 LP + 20 LP für die Master-Arbeit | 140 LP (=ca. 94 SWS) |
Fach 2 | 70 LP | 25 LP | 95 LP (=ca. 64 SWS) |
Bachelor-Studium
Im Bachelor-Studium dominieren in den ersten beiden Semestern die aufeinander abgestimmten Veranstaltungen "Grundlagen der Programmierung" und "Rechner- und Netzbetrieb". Sie vermitteln fundamentale Informatikkenntnisse aus dem Bereich der Algorithmen, der Softwareentwicklung, über Programmiersprachen und über Informatiksysteme und deren Administration. Hinzu kommen zwei Mathematikveranstaltungen sowie Veranstaltungen zur Technischen und Theoretischen Informatik.Wird das Fach Informatik in Verbindung mit dem Fach Mathematik studiert, so können Veranstaltungen in der Mathematik auf den Mathematikanteil der Informatik angerechnet werden.
Im weiteren Verlauf ist eine Veranstaltung zur Didaktik der Informatik zu besuchen, in der Grundbegriffe des Informatikunterrichts behandelt werden. Die erworbenen Kenntnisse sind anschließend in einem Schulpraktikum in Informatik anzuwenden; in Potsdamer Praktikumsschulen können selbst erarbeitete Unterrichtseinheiten zu ausgewählten Themen der Informatik im konkreten Informatikunterricht erprobt werden. Erfahrene Informatiklehrer begleiten diesen Lernprozeß.
Studien im Umfang von bis zu 20 Leistungspunkten (je nach Fach und Lehramt), die nach eigenen Vorlieben aus dem Lehrangebot des Instituts für Informatik gewählt werden können, runden das Bachelor-Studium ab.
Am Schluß des Bachelor-Studiums ist - wenn Informatik 1. Fach ist - eine selbständige größere Arbeit zu einem Thema aus der Informatik anzufertigen. Die Bearbeitungszeit beträgt 6 Wochen. Das Thema kann in Absprache mit einem Dozenten des Instituts für Informatik weitgehend frei gewählt werden; möglich sind z.B. theoretische oder praktische Arbeiten aus der Informatik oder mit Bezug zum Informatikunterricht.
Master-Studium
Der erfolgreiche Abschluß des Master-Studiums qualifiziert für das Lehramt. Im Master-Studium steht die Befähigung zu selbständiger wissenschaftlicher Arbeit im Mittelpunkt. Sie sollten die Bereiche und Methoden des Fachs umfassend überblicken und sich in einem Schwerpunkt so spezialisiert haben, daß Sie einen eigenen Forschungsbeitrag leisten können. Hierzu bietet die Master-Arbeit, für deren Bearbeitung 4 Monate vorgesehen sind, Gelegenheit.Im Master-Studium bestehen nur wenige Pflichtbindungen, darunter eine weitere Veranstaltung zur Didaktik der Informatik und ein Seminar aus der Humanwissenschaftlichen Informatik. Die übrigen Leistungspunkte können weitgehend frei aus folgenden Teilgebieten der Informatik gewählt werden:
- Theoretische Informatik (mit Themen wie Semantik, Formale Sprachen, Berechenbarkeit),
- Praktische Informatik (mit Themen wie Betriebssysteme, Datenbanken, Rechnernetze),
- Technische Informatik (mit Themen wie Schaltwerktheorie, VLSI),
- Angewandte Informatik (mit Themen wie Medien-Engineering)
- Humanwissenschaftliche Informatik (mit Themen wie Fachdidaktik, Informatik und Gesellschaft).
Prüfungswesen
Für erfolgreich abgeschlossene Lehrveranstaltungen werden Leistungspunkte und Noten vergeben. Das Studium ist erfolgreich beendet, wenn die erforderliche Anzahl an Leistungspunkten (s. obige Tabellen) erworben wurde. Die Abschlußnote ergibt sich dann als das mit Leistungspunkten gewichtete Mittel aller Noten.Berufsaussichten
Die Berufsaussichten für Lehrer mit dem Fach Informatik sind zur Zeit ausgezeichnet. Zum einen scheidet - und das gilt für alle Fächer - in den kommenden Jahren eine erhebliche Zahl von Lehrern aus Altersgründen aus dem Schuldienst aus, zum anderen ist die Zahl der Absolventen in diesem Fach bundesweit außerordentlich gering im Vergleich zur Bedeutung der Informatik in der Schule. Hinzu kommt, daß durch die aktuellen Diskussionen um den Technologiestandort Deutschland eine Reihe von Bundesländern angekündigt hat, den Stellenwert der Informatik in der Schule weiter zu erhöhen; in einigen Ländern wird Informatik in den kommenden Jahren in gewissen Schulstufen zum Pflichtfach.Detaillierte Informationen über Studiengänge und Studien- und Prüfungsordnungen können im Internet abgerufen werden unter:
Beratungsmöglichkeit - Studienfachberatung
Prof. Dr. Andreas Schwill
Stand: Februar 2006
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Institut für Informatik der Universität Potsdam |