Das Software-Projekt im Hochschulunterricht - Lernziele, Einflußgrößen,
Vorschläge
Dirk Draheim, FU Berlin
19.06.2003 - 15.15-16.45 Uhr - Raum 3.4.0.02
Software-Projekte bzw. Software-Praktika haben einen festen
Platz sowohl im Grundstudium als auch im Hauptstudium der Informatik. Studentische
Software-Projekte haben andere Ziele und andere Einflußgrößen
als professionelle Software-Projekte. Der zentrale Erfolgsfaktor einer
professionellen Software-Entwicklung ist ein konsequent produktorientiertes
Risiko-Management. Dabei sind die zu betrachtenden Faktoren Produktqualität,
Produktquantität, Zeit und Kosten. Es ist wichtig, daß ein studentisches
Software-Projekt zunächst frei ist von den daraus resultierenden Streßfaktoren
Qualitätsdruck, Quantitätsdruck, Zeitdruck und Kostendruck. Alleiniges
Ziel ist die Maximierung des Lernerfolgs. Dabei gibt es in der Ausbildung
Erwachsener spezifische Risiken und Chancen. Allerdings wird in studentischen
Software-Projekten üblicherweise in unterschiedlichem Grad versucht,
möglichst realistische Projektbedingungen zu simulieren. Das ist auch
erst einmal plausibel, erfüllt doch ein Softwarepraktikum im Rahmen
eines Informatik-Curriculums typischerweise den Zweck, die Teilnehmer mit
den Problemen in realistischen Projekten und deren Lösungsansätzen
vertraut zu machen. Mit dem Software-Prozeß EASE (Education for Actual
Software Engineering) wird hingegen die These vertreten, daß es sich
lohnt, einen Software-Prozeß vorzuschlagen, das auf die Eindämmung
der speziellen Risiken in der Ausbildung Erwachsener zielt und deren speziellen
Chancen nutzt, selbst wenn die dabei resultierenden Konzepte aus professioneller
Sichtweise kontraproduktiv sein sollten. Die EASE-Konzepte sollen das Erwerben
funktionaler Qualifikationen auf hohem Niveau und das Erwerben extrafunktionaler
Qualifikationen fördern. EASE ist ein leichtgewichtiger, stark iterativer
Software-Prozeß, der Konzepte ausgereifter Lernmethoden aufgreift
und mit aktuellen Projektmanagement-Konzepten und eigenen Konzepten kombiniert.
EASE beabsichtigt, Gruppenarbeit, gemeinschaftliches Lernen und Selbstorganisation
zu fördern.
Vortragsfolien (pdf) Dr. Dirk Draheim
Institut für Informatik
Freie Universität Berlin
14195 Berlin
draheim@inf.fu-berlin.de