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Donnerstag 22. Februar 2001, 14:06 Uhr

Kultusminister wollen für Lehrerberuf werben

Hannover (dpa) - Die Kultusminister der Länder wollen mit einer breit angelegten Lehrer-Werbeaktion den größten Generationenwechsel in den Schulen seit 25 Jahren vorbereiten.

Das kündigte die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Annette Schavan (CDU), am Donnerstag bei einem Treffen der Kultusminister in Hannover an. Mit der Werbekampagne solle deutlich gemacht werden, dass es quer durch alle Fächer tausende Arbeitsplätze für Lehrer geben werde, sagte die baden-württembergische Schulministerin.

Bereits heute fehlen an den Schulen nach einer neuen KMK-Analyse mehrere Tausend Berufsschullehrer, ebenso Fachlehrer für Mathematik, Informatik, Chemie und Physik. Wegen der hohen Pensionierungszahlen zwischen 2005 und 2010 geht der Schulforscher Klaus Klemm in einer Studie von 25000 bis 30000 jährlichen Neueinstellungen aus. Von den Hochschulen ist aber allenfalls mit 21000 bis 24000 Lehramtsabsolventen jährlich zu rechnen.

Schavan sagte im ZDF-Morgenmagazin, notwendig sei ein bundesweiter Lehrerarbeitsmarkt. Dazu müssten bisherige Mobilitätshindernisse zwischen den Länder beseitigt werden. Zugleich versicherte die Ministerin im DeutschlandRadio Berlin, dass sich der Streit zwischen Hessen und den anderen Ländern wegen der Abwerbung von Pädagogen schlichten lasse. «Ich glaube schon, dass wir uns einigen werden.» Hessen hatte Ende vergangenen Jahres den Groll der anderen 15 Länder auf sich gezogen, weil es bundesweit mit Zeitungsanzeigen Lehrer in Mangelfächern mitten im Schuljahr abgeworben hatte.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, verlangte in einem dpa-Gespräch ein Einstellungs- und Weiterbildungskonzept für die Schulen. Es müsse gewährleistet werden, «dass es zu keinem Qualitätsverlust kommt». Stange: «Mit eilfertig auf den Markt geschickten Hilfslehrern ist Schülern und Eltern nicht geholfen.» Die Schule brauche professionell ausgebildete Pädagogen, die etwas vom Lernen der Schüler verstehen.

Stange forderte für alle arbeitslosen Lehrer eine Stellenzusage sowie Umschulung und Weiterbildung, sollte es für ihre jeweiligen Fächer keinen Bedarf geben. Ebenso müssten an den Hochschulen Studienbedingungen geschaffen werden, die den Lehramtsstudenten auch einen Abschluss in der Mindeststudienzeit ermöglichen. Es sei absolut inakzeptabel, dass vom Abitur bis zur letzten Prüfung und Einstellung des Nachwuchslehrers inzwischen nahezu neun Jahre vergingen.

Die Zahl der Lehramts-Studienanfänger ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Klemm machte dafür nicht nur die mangelnden Neueinstellungen der vergangenen Jahre verantwortlich, sondern auch das schlechte Images des Lehrerberufs in der Öffentlichkeit. Hinzu kämen die materiellen Verschlechterungen im Referendariat, die Kürzung der Anwärterbezüge und Zwangsteilzeit.

Um kurzfristig den Bedarf in Mangelfächern zu decken, plädiert Klemm für Zusatzstudien an den Hochschulen mit garantierter Übernahme der Interessierten, die Freistellung von beschäftigten Lehrern zur Weiterbildung und mehr Information. Eine anspruchsvolle Zusatzausbildung benötige mehrere Semester. «Das kann keine pädagogische 'Schnellbesohlung' sein.»

Benutzer: gast • Besitzer: mthomas • Zuletzt geändert am: