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Situationsbeschreibung aus Rheinland-Pfalz


An Grund-, Haupt-, Sonder-, Real- und Gesamtschulen ohne Oberstufe kenne ich mich nicht aus. An Berufsbildenden Schulen ist die Situation der Einstellung etwas besser als an Gymnasien, aber Einzelheiten kenne ich nicht. Gesamtschulen mit Oberstufe sind weitgehend wie Gymnasien zu betrachten.

Für Gymnasien gilt die Landesverordnung über die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien vom 07.05.1982 (Amtsbl. 15/1982, S. 397) in der jeweils geltenden Fassung. 1991 (Amtsbl. 3/1991, S. 162) wurde folgender Absatz eingefügt:

Die Prüfung wird abgelegt in den Erzeihungswissenschaften und in zwei der folgenden vom Kandidaten zu wählenden Prüfungsfächer (Fächerverbindung): Bildende Kunst, Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Geographie, Geschichte, Griechisch, Informatik, Italienisch, Latein, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Evangelische Religionslehre, Katholische Religionslehre, Russisch, Sozialkunde, Spanisch und Sport. Die Fächer Bildende Kunst und Musik dürfen nur mit einem anderen Fach verbunden werden; dieses Fach ist nichtkünstlerisches Beifach (§ 9).
Die Prüfungsleistungen gemäß der Änderung vom 08.09.1999 (Amtsbl. 15/1999, S. 529) habe ich als Anhänge beigefügt. Ich hoffe, daß sich seither nichts mehr geändert hat. Informatik kann also als eines von zwei Fächern in beliebiger Kombination studiert werden. Andere als die oben genannten Fächer sind in Rheinland-Pfalz nicht möglich. Dazu kommt noch ein Referendariat mit anschließender zweiter Staatsprüfung. Mir ist nicht bekannt, daß es Einschränkungen bei Kandidaten aus anderen Bundesländern gäbe.

Allerdings ist die Einstellungssituation in Rheinland-Pfalz generell problematisch. Seit 1997 werden junge Lehrerinnen und Lehrer nur als Angestellte und nur mit 3/4-Stelle eingestellt. Die Altverträge sollen bis nächstes Jahr (außer Grundschulen) auf volle Beamtenstellen angehoben werden. Ob dies auch für Neueinstellungenm gilt, ist noch unklar. Jedenfalls sind in der Vergangenheit viele qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer nach Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen abgewandert, wo die Einstellungsbedingungen besser waren. Darüberhinaus konnten etwa 50 Personen (ca. bei einem Drittel der Gymnasien) sich auf schulscharf ausgeschriebene Stellen bewerben und wurden dann mit voller Stelle übernommen. Meines Wissens haben die Schulen dabei wenig Informatiklehrkräfte gesucht sondern vielmehr Kunst- und Musiklehrerinnen und -lehrer. Alle anderen Fächer waren auch vertreten. Die Stellen standen im Internet. Insoweit werden Informatiklehrerinnen und -lehrer nicht vorrangig behandelt. In Einzelfällen habe ich allerdings gehört, daß allein eine Bescheinigung über Netzwerkadministration vor der Einstellung eine volle (Angestellten-) Stelle bewikt hat. Nachgewiesene Fähigkeiten und Verhandlungsgeschick können also durchaus etwas bringen.

An Gymnasien gibt es in den Jahrgängen 5 bis 10 keine Informatik. An Real- und Gesamtschulen kann im Wahlpflichtfach (Hauptfach mit 4 Wochenstunden) Naturwissenschaften ein Anteil in Informatik unterrichtet werden. Dies ist aber nur an wenigen Schulen der Fall und hängt sehr stark von den Lehrkräften ab. Es gibt dafür die Informationstechnische Grundbildung (ITG) im Umfang von etwa einer Jahreswochenstunde, die über die Jahre 5 bis 10 in die Fächer "weg"integriert wurde. Sie ist sicher nicht mit einem Fach Informatik gleichzusetzen. Mangels ausgebildeter Lehrer, zu großer Klassen, geringer Lernleistungen in den jeweiligen Leitfächern, denen die ITG angeglidert ist, findet sie allerhöchstens an 10 % der Gymnasien statt. Sie ist zu vernachlässigen. In der Oberstufe des Gymnasiums ist Informatik nur als Grundfach möglich. In gewissen Grenzen ist es dabei einer Naturwissenschaft oder einer Fremdsprache gleichgestellt, deckt aber kein Fachgebiet ab. Informatik kann nur als viertes Abiturprüfungsfach gewählt werden (die ersten drei sind die bei uns üblichen drei Leistungsfächer), und dann nur, wenn die drei Leistungsfächer die drei Fachbereiche abdecken. Dann steht Informatik in Konkurrenz zu allen anderen Fächern, z. B. Religion. Die Zahl der Prüflinge ist sehr gering.

Es gibt sehr wenige Studenten mit Informatik. An den Studienseminaren des Landes sind in der Vergangenheit meines Wissens weniger als 10 Bewerber aufgetauscht, und davon ist fast keiner in den Schuldienst übernommen worden (SAP läßt grüßen, ist gerade um die Ecke). Für die Zukunft kann ich kaum Aussagen machen. Jedes Jahr dürften in Rheinland-Pfalz etwa 500 bis 1500 Lehrkräfte neu eingestellt werden, im Wesentlichen Ersatz für ausscheidende. Dies gilt für alle Schularten. Bevorzugt werden Berufsbildler, benachteiligt Grundschullehrerinnen und -lehrer. Auf das Gymnasium (alle Fächer!) dürfte etwa ein Siebtel entfallen.

Ich fürchte, daß Informatik in etwa 5 bis 10 Jahren aus den Schulen verschwunden sein wird, da es keine qualifizierten Lehrkräfte mehr gibt. Die jetzigen Lehrkräfte sind im Mittel deutlich über 50, jungen wurden in den letzten Jahren fast nicht eingestellt, und in der Zukunft bietet die Industrie bessere Bedingungen. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen ist als nicht mit einer Besserung der Situation zu rechnen. Es ist eher mit weiteren Verschlechterungen zu rechnen, da auch die Mathematiklehrer, die bisher im Wesentlichen auch die Informatiklehrer gestellt habe, aus den gleichen Gründen aussterben werden. Die Situation an Hochschulen und im Referendariat ist zwar etwas besser als in Informatik, aber keineswegs für die Zukunft mittelfristig ausreichend.

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Benutzer: gast • Besitzer: schwill • Zuletzt geändert am: