Planung und Realisierung von E-Learning-Materialien
in der Aus- und Weiterbildung am Beispiel der kaufmännischen Berufsausbildung
Oliver Kamin, Svenja Hagenhoff
Institut
für Wirtschaftsinformatik
Universität Göttingen
okamin@uni-goettingen.de
Zur Unterrichtsplanung wird im deutschen
Sprachraum das Berliner Modell nach Heimann/Otto/Schulz eingesetzt. Hierbei
sind wichtige Entscheidungs- und Bedingungsfelder zu betrachten, um anschließend
die Lehrabsichten, Lehrmethoden, Inhalte und Medien für den Unterricht
zu bestimmen. Ähnliche Verfahrensweisen können auch bei der Gestaltung
von E-Learning-Materialien herangezogen werden. Jedoch ist die Entwicklung
von multimedialen und hochwertigen E-Learning-Materialien mit einem sehr
hohem Kostenaufwand verbunden. Aus diesem Grund ist es erforderlich, einmal
entwickelte Materialien in möglichst vielen Anwendungsgebieten und
für möglichst verschiedene Zielgruppen zu nutzen. Diese Forderung
steht jedoch insbesondere bei einer sehr heterogenen Verteilung der Zielgruppen
den Ansprüchen an die Unterrichtsplanung nach dem Berliner Modell
entgegen. Eine Möglichkeit, den Widerspruch zwischen einer breiten
Verwendungsmöglichkeit und einer zielgruppenindividuellen Ausrichtung
des Lehrstoffes zu entschärfen, ist das modulare Gestalten von Lernangeboten.
Hierbei werden die Lerninhalte und die Funktionen in thematisch bzw. funktionell
abgeschlossene Einheiten gegliedert. Diese Module werden mit Hilfe eines
umfangreichen Beschreibungsinstrumentariums dokumentiert, um bei einer
späteren Umkonfiguration (durch das gezielte Hinzufügen und Weglassen
von Modulen) die didaktischen Erfordernisse, Modellierungsregeln und Absichten
des Autors zu berücksichtigen, um die Mehrfachverwendung der Lernmaterialien
zu ermöglichen.
Bei der Entwicklung eines modularen Strukturkonzepts
von E-Learning-Materialien stehen eine Vielzahl etablierter Hilfsmittel
zur Verfügung. Die inhaltliche Gruppierung von Lerneinheiten kann
beispielsweise für die kaufmännische Berufsausbildung mit Hilfe
von Rahmenlehrplänen (unter Berücksichtigung der dort angegebenen
Lernfelder) erfolgen. Hierbei kann die inhaltliche Beschreibung der Module
mit Hilfe von Lernzielen, Lerninhalten, Keywords, Niveauangaben und Strukturinformationen
vorgenommen werden. Die Perspektiven der Unterrichtsplanung nach dem Berliner
Modell, die inhaltlichen Vorgaben des Rahmenlehrplans und die Gestaltungsparameter
von Lernzielmodellen (z.B. nach Bloom oder Krathwohl) lassen sich zu einem
entsprechenden Modulkonzept aggregieren, welches anschließend als
Pflichtenheft oder sogar das Fachkonzept im Sinne des Software-Engineering
für die Entwicklung eines webbasierten Lehr-/Lernarrangements darstellt. |